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Hanfrözi

Am 13.01.1954 fanden sich unter der Leitung von Bürgermeister Theodor Schiessle eine Gruppe beherzter Männer, vorwiegend Handwerks- und Geschäftsleute im Gasthaus Rebstock zusammen, um die Fasent, die nach Kriegsende ab 1946 wieder aufflammte und die bis dahin mehr ein wildes Durcheinander war, in gelenkte Bahnen zu bringen.

An diesem Abend wurde der erste Elferrat gegründet und die Zunft ins Leben gerufen. Die Zunft sollte den Namen „Hanfrözi Rust“ tragen.

Man machte sich zur Aufgabe, altes Volks- und Brauchtum zu hegen und zu pflegen und eine gesittete und organisierte Fasent durchzuführen. In den ersten Sitzungen wurde dann beschlossen, daß das Ruster Fasent-Original das „Rözi-Hansele“ sein soll.

Der „Rözi-Hansele“ geht auf die Tatsache zurück, daß es früher am Dorfbach sogenannte Hanfreusen gab, die im Volksmund auch „Hanfrözi“ genannt wurden. Der Sage nach habe ein Geist, gekleidet in einem Hanfkostüm, hier sein Unwesen getrieben. Aus dieser Legende entstand die Fasentfigur „Rözi-Hansele“.

Die zweite wichtige Figur sollte die Tabakkönigin werden, die jedes Jahr von den Ruster Bürgern gewählt wurde.

Die Wahl der Tabakkönig lief folgendermaßen ab:

Rust lebte zur damaligen Zeit zum größten Teil vom Tabakanbau und der Verarbeitung von Tabak. Im Ort gab es fünf Tabakfabriken. In der jeder dieser Tabakfabriken wurde nach dem 11.11. eine Anwärtin von der gesamten Belegschaft geheim gewählt. Jeder Arbeiter hatte eine Stimme. Am „Schmutzigen Donnerstag“ wurden dann dem Volk die fünf Anwärtinnen vorgestellt. Nun wurde die Königin wieder in geheimer vom Volk gewählt. Selbstverständlich war jede Tabakfabrik darauf bedacht, ihre Anwärterin auf den Thron zu bringen, sodaß die gesamten Belegschaften der fünf Tabakfabriken geschlossen der Veranstaltung beiwohnten um ihre Stimme abzugeben.

Da von den fünf Anwärterinnen nur eine Königin werden konnte, wurden die anderen vier zu Prinzessinnen gekürt.

Zu einer Königin gehörte letztendlich auch ein Prinz, der jedes Jahr am 11.11. aus den Reihen des Elferrates gewählt wurde. Der offizielle Empfang der Beiden war am „Schmutzigen Donnerstag“ an der Elzbrücke, wo man  mit Pagen und Fanfarenbläsern auf einem Pfau die Elz heraufgeschwommen kam.

Dieser Brauch wird auch heute noch gepflegt.

Dem Paar stand eine gräfliche Schlossgarde zur Seite, die aus jungen Mädchen bestand. Auch dieser Garde ist bis heute ein fester Bestandsteil der Ruster Narrenzunft.

Da es heute keine Tabakfabriken mehr gibt, konnte man auch leicht auf die Tabakkönigin verzichten, da man es auch seitens des Verbandes Oberrheinischer Narrenzünfte, dem man beim Herbstkonvent am 13.10.1957 in Todtnau beitrat, nicht gerne sah, daß rheinländische Akzente in der schwäbisch-alemannischen Fasent gesetzt wurde.

Die Ruster Fasent hat alljährlich drei Höhepunkte:

Zunächst am „Schmutzige Dunschdig“ der Empfang des Vogtes – er hat den „einsamen“ Prinzen abgelöst – auf der Elzbrücke durch die Hemdglunker, mit anschließendem Sturm auf das Rathaus.

Am „Fasentsamschdig dann der Brauchtumsabend und der große „Fasentzischdig“-Umzug.

Rust im November 2003 gez. Zunftmeister Daniel Punkt